Nena und ihre Luftballons

Ich sitze unten am Wasser. In ca. einer Stunde muss ich los zum Flughafen. Auf dem Weg hierher bin ich noch einmal an der Kathedrale vorbei gegangen. Der Stock der Frau, der gestern noch an der Säule gelehnt hatte, war nicht mehr da. Ich mag den Gedanken, dass er sich in den Händen eines Pilgers wieder auf dem Weg nach Santiago befindet.
Gestern habe ich mich nach dem Einchecken im Hotel erstmal etwas ausgeruht. Dann habe ich meine Kamera geschnappt und bin ziemlich ziellos durch Porto gelaufen. Dabei habe ich viele kleine und schöne Gassen entdeckt. Irgendwann saß ich dann wieder unten am Fluss. Auf der Seite, wo die Lagerstätten der Portweine sind. Karen, Alex und ich saßen da heute vor zwei Wochen - am Abend bevor wir losgegangen waren und tranken Portwein. Das tat ich gestern Abend auch. Ich holte mir einen Portwein to go (so praktisch!) und setzte mich auf die Kaimauer. Die Sonne schien. Hinter mir zogen Touristen die Straße entlang und saßen in den Bars und Cafés. Vor mir legten unentwegt Boote an und ab. Sie brachten Touristen über den Fluss oder starteten zu einer kleinen Rundfahrt. Ich legte mich zurück und schloss für eine Weile die Augen. Wirklich gedacht habe ich dabei eigentlich nichts - ich war nur irgendwie erschöpft und es tat gut, die Sonne zu spüren. Ich lag und saß da bestimmt zwei Stunden. Dann wurde es etwas frisch, da die Sonne hinter ein paar Wolken verschwand und der Wind doch recht kühl war.
Ich dachte daran, etwas zu Essen zu suchen und dabei schon mal Richtung Hotel zu gehen. Heute Abend würde ich nicht mehr viel machen. Auf dem Weg dorthin hörte ich Swing Musik. An einem Brunnen hatte ein paar Leute einen Lautsprecher hingestellt und tanzten Swing. Andere Leute standen herum und schauten zu oder tanzten ebenfalls. Ich erinnerte mich an meinen Swingkurs vor einiger Zeit und auch daran, dass ich es irgendwie nicht hinbekam. Zumindest nicht, ohne über die Schritte nachzudenken und dann isses auch schon fast zu spät. Und ich dachte schon wieder an die Schritte, als ich die Tänzer beobachtete. Also setzte ich mich auf den Boden und genoss die Musik und die Show. Neben mir war eine Mama mit ihrer kleinen Tochter. Sie hieß Nena, wie ich später erfuhr. Nena fand die Musik auch toll. Noch toller allerdings war ihr lilafarbener Luftballon. Sie warf ihn hoch und rannte hinterher. Das Ganze funktionierte aufgrund des Windes eher weniger gut und Mama musste den Ballon oft retten. Dann kam eine andere Mama mit Kinderwagen - höchst interessant für Nena. Sie lief hin, schaute lächelnd hinein und freute sich. Das andere Kind freute sich vermutlich auch. und streckte die Hände aus dem Wagen. Keine Ahnung ob wegen Lena oder des Luftballons. Jedenfalls gab Nena’s Mama den Luftballon dem fremden Kind. Ich erwartete jetzt eigentlich ein Drama - passend zur nebenan laufenden Swingshow. Doch Nena nahm es erstaunlich gelassen. Denn Mama holte einen neuen Luftballon - diesmal in blau - aus der Tasche und blies ihn auf. Das Spiel begann von vorn. Irgendwann sah Nena mich auf dem Boden sitzen und hielt das für eine gute Idee. Sie kam zu mir, schaute auf meine Kamera und setzte sich. Dann begannen wir Nena’s Ich-werfe-den-Ballon-und-du-holst-ihn-Spiel zu spielen. Ich setzte mich dann noch schnell in Windrichtung und konnte so die meisten Versuche tatsächlich fangen. Nena hatte viel Spaß. Ich auch. Und Mama stand aufpassend daneben. Wer weiß, was das für’n Typ ist - dachte sie wahrscheinlich. Nena war echt Zucker - ich täte genauso auf sie aufpassen :) Dann zogen Nena und ihre Mama weiter und näher zur Musik. Lena tanzte mit ihrem Luftballon.
Irgendwann war die Sonne verschwunden. Nena auch. Nur die Swingtänzer hatten noch nicht genug. Ich ging schnell was essen und dann in mein Hotel.


Die beiden Nordlichter haben sich auch gemeldet. Sie sind gut in Madrid angekommen und genießen die Stadt. Ihre Rückverwandlung von Aschenputtel zur Ballkönigin scheint dank neuer Kleider und einer Vielzahl von Beauty-Produkten beinah abgeschlossen. Es ist schön zu hören, dass es ihnen gut geht.
Spät am Abend meldete sich auch Karen. Auch sie war endlich in ihrer Wohnung und freute sich auf ihr eigenes Bett. Dieses Gefühl steht mir heute Abend auch bevor und auch ich freue mich darauf.


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